09.09.2016 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Feldafing

Heute starb Jörg Zink. Muss ich erklären, wer das war und ist? Ich spüre meine Trauer aufsteigen. Er war mir ein ganz ganz Großer. Ein letzter Mystiker unter meinen Lehrern. Ich bin ja kein großer Leser. Aber ein guter Hörer. Und so lernte ich ihn eher als Wort zum Sonntag-Pfarrer kennen, dann auf den Kirchentagen, und dann erst in seinen Büchern und Bibelübersetzungen. Er war ein großer Tröster. Ich glaube, dass das das Größte ist, was man über einen Menschen sagen kann. Ein Wortfinder war er, wo andere nach Worten suchten. Er war und bleibt der "Fernsehpfarrer".
Ich kondoliere seiner Familie und erzähle, dass ich in doch etwas schwereren Stunden meiner TV-Arbeit einen Brief von ihm wieder und wieder auf den Schreibtisch zog. Es war eine Art Segensbrief oder Schutzbrief. Er schrieb ihn mir, als ich in der ARD zu funken begann. Und während die Bild-Zeitung höhnte über den neuen "Fernsehpfarrer", legte Jörg Zink mir quasi seine Hand auf und bat mich, den Karren des Evangeliums im Fernsehen auf meine Art weiterzuziehen. Ich habe ihn dann besucht und mich bedankt und konnte nicht fassen, wie umfangreich gebildet und gelehrt da einer vor mir stand und seine Hand über mich hielt. Wer bin ich denn? Ich verneige mich.