06.12.2015 Tagebucheintrag

La Palma, Nikolaus

Und dann nichts wie weg und rein ins Haus und den Schutz der älteren  Geschwister suchen. Heute protestiere ich in so fern dagegen als ich mir kein Kostüm anziehe, sondern alle Kleiderstücke ausziehe. Ich gehe an ein Stück einsamen Sandstrand, baue mir aus Steinen einen kleinen Windschutz und liege unter unserem Himmel. Herrlich! So frei fühle ich mich. Was war das für ein langer Weg vom kleinen Jürgen, der Angst vor dem Nikolaus hatte, zu dem, der hier liegt und allen Autoritäten und Institutionen, wenn es drauf ankam, die Zunge heraus steckte? Ich liege da und entdecke in mir das Kind, das im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern als einziges zu sagen wagt, dass der Kaiser nichts an hat, wie ich. Der Unterschied: ich will keine Kleider mehr, die mir eine äußerliche Bedeutung geben. Kleider machen zwar Leute, aber nackt ist man vor Gott und denen, die man liebt, am besten aufgehoben.