07.08.2016 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Starnberg

Ich sitze auf dem Fahrrad und radele nach Starnberg. Und wie sich das für Senioren gehört, sitze ich auf meinem geliebten Elektrorad. Ich fahr den Weg nicht freiwillig. Wenn es denn überhaupt so etwas gibt wie freiwillig und freier Wille. So lange es die Philosophie gibt, streitet sie über diesen Punkt heftig. Mein alter Freund Luther hielt den freien Willen immer wieder für eine Art kluge Nutte, die sich mit guten Argumenten auf alles setzt, was ihr nützt. So ähnlich argumentieren Teile der Hirnforscherfraktion ja auch. Mir hilft das insofern, als ich meinen Führerschein für einen Monat wegen zu schnellen Fahrens bei der Polizei abgeben muss. Und ich mache mir gerne auch auf die unangenehmsten Dinge einen guten Reim. Warum meint also der liebe Gott, dass ich mal wieder aussetzen soll beim Verkehrs-Menschärgerdichnicht? Ich war doch nur zweimal nach Mitternacht zu schnell unterwegs, mitten in der Walachei, wo nix passiert, sondern nur ein rotes Licht aufblitzt und ich immer das Gefühl habe, ich soll gegen alle guten Gründe nur artig sein, wie es die Polizei gern hätte. Okay! Ist es eher ein verordneter Kurzurlaub mit angenehmer Fahrhilfe durch meine Frau? Ich weiß es nicht. Ich nehme es fröhlich an und hin. Die Beamtin fragt mich nicht einmal nach meinem Namen. Es gibt einen Promibonus und einen Promimalus. Mein Gesicht lässt mich nicht verleugnen.