20.02.2024 Projekte, Erkrankte, Jugendliche

Ein E-Tandem für Isabell

Foto: © privat

Melanie Sprenger ist eine Möglichmacherin. Die Sozialarbeiterin ist seit 2021 bei der Kinderstiftung Bodensee in Friedrichshafen. Es ist ihr erster Job nach ihrem Studienabschluss und sie ist mit Elan bei der Sache. Die Caritas Bodensee-Oberschwaben und die Caritas Linzgau gründeten die Kinderstiftung, um Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Lebensverhältnissen zu helfen. „Wir können ihnen Chancen schenken“, das gefällt Sprenger. „Wir können ihnen zeitweise ein schönes Gefühl und dazu Kompetenzen an die Hand geben, die sich eventuell später bemerkbar machen.“ Sprenger selbst ist 25 Jahre alt. Es ist nicht lange her, da war sie selbst eine Jugendliche. Jetzt kann sie Kindern helfen, ein Hobby auszuüben, von dem sie schon lange träumen.
Seit 2022 ist sie die Möglichmacherin, die es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Cello zu spielen, auch wenn die Mittel dafür Zuhause nicht reichen. Kinder können auch Unterricht in Karate, Reiten, Tanzen, Gitarre nehmen oder im Verein Fußball spielen, wenn es ihnen Freude bereitet, auch wenn eigentlich kein Geld dafür da ist. Die Kinderstiftung Bodensee bezuschusst Aktivitäten. Sie springt ein, wenn die Leistungen des Staates ausgeschöpft sind. Das schönste für Sprenger ist dabei: Die Familien können Folgeanträge stellen. „Ich bin froh, dass das viele nutzen. Da merkt man, dass die Kinder Spaß daran haben.“ Beständigkeit gefällt ihr. Dass Sprenger die Möglichmacherin ist, spricht sich im Bodenseekreis allmählich herum. Auch das Ehepaar S. hatte von ihr gehört und suchte ihre Hilfe. Die 18-jährige Tochter Isabell könne ein E-Tandem brauchen, sagte das Paar. Isabell leidet unter einer genetischen Krankheit, ist geistig und körperlich behindert. Als Kind lernte sie laufen. „Das war eine große Leistung“, sagt Sprenger anerkennend. Doch jetzt könne sie es nicht mehr. Es würde ihr gut tun, sich zu bewegen, Muskeln aufzubauen, am Leben teilzunehmen. Mit einem E-Fahrrad könnte sie gemeinsam mit ihrer Mutter oder ihrem Vater Ausflüge unternehmen.
Die Möglichmacherin geriet an ihre Grenzen. „Bei einem Tandem handelt es sich um etwas materielles. Das ist etwas anderes als eine Mitgliedschaft im Verein.“
Doch Sprenger wäre keine Möglichmacherin, wenn sie nicht auch in diesem Fall weiterhelfen könnte. „Wir schauen immer, dass wir den Familien etwas an die Hand geben und sie nicht so stehen lassen.“ Also machte sie der Familie ein paar Vorschläge. Der beste Vorschlag aber kam von der Familie selbst: „Wir haben da mal von der Stiftung Fliege gehört, wäre die nicht was?“ Gemeinsam formulierten Sprenger und Familie S. den Antrag für die Stiftung Fliege, blieben ständig in Kontakt und siehe da: Es hat geklappt. Die Stiftung Fliege konnte helfen. Sie finanzierte das E-Tandem und machte damit gleich zwei glücklich: Familie S. und Möglichmacherin Melanie Sprenger, die damit wieder einem Kind helfen konnte, glücklich zu sein.
von Victoria Weber