13.07.2022 Projekte

Der Ausbruch des Vulkans

Pfarrer Pedro Ángel Rodríguez Melgarejo mit einer Betroffenen

„Wir wohnen auf einem Pulverfass.“ Seit 28 Jahren lebt Pedro Ángel Rodríguez Melgarejo auf der spanischen Insel La Palma. Der Pastor der Evangelischen Baptistengemeinde war sich immer bewusst, dass die Vulkane auf der Kanareninsel aktiv sind. Doch was er 2021 drei Monate lang erlebte, war für den 65-Jährigen zuvor unvorstellbar gewesen. Am 19. September brach der Vulkan auf der Cumbre Vieja aus und es sollte drei Monate dauern, bis er sich beruhigte. Er spieh Lava, verströmte Gas und überzog alles weit und breit mit Asche. Dadurch zerstörte er Häuser, Straßen, Felder und die Lebensgrundlagen zahlreicher Menschen. Die Aufräumarbeiten werden Jahre dauern - auch die seelischen. „Viele schieben dieses Unglück Gott in die Schuhe“, stellt der Pastor fest. „Man konnte nur zusehen.“ Die Menschen erlebten Zerstörung und spürten Hilflosigkeit. „Man war machtlos.“ Doch der Spanier, der in Deutschland aufwuchs, sagt: „Wir sind dafür verantwortlich, dass wir hier leben.“ Wer auf der Insel lebe, habe sich dies so ausgesucht. Er hatte Glück als der Vulkan ausbrach, lebt weit genug von ihm weg und bekam nur Asche ab, keine Lava und kein Gas. Jetzt sieht er sich in der Verantwortung, dazu beizutragen, die Folgen der Zerstörung, die der Vulkan bei anderen hinterließ, abzuschwächen.
Die Baptistengmeinde betreut 240 Familien, in der Summe rund 800 vom Schicksal gebeutelte Menschen. So gut es geht, versorgt die evangelische Gemeinde sie mit Kleidung, Mobiliar, Wohnraum und Arbeit. Dabei stellt der Pastor fest: „Güter sind nicht das einzige, was die Menschen brauchen; sie brauchen eine Schulter, an der sie sich ausweinen können.“ Die Folgen der Katastrophe ziehen sich nun schon so lange. Den Betroffenen bieten die Mitarbeiter der Gemeinde daher in erster Linie ihre Schulter zum Weinen und Ohren, die ihnen zuhören. Meist brauchen sie zusätzlich Güter und auch diese bekommen sie über die Gemeinde. Eine Spende der Stiftung Fliege ermöglicht der Gemeinde das.