10.08.2020 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Feldafing

Es gibt Nächte, in denen ich keinen Schlaf finde. „Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht“. Es ist mittlerweile Mitte August geworden. Und seit vier Wochen bin ich wieder in meinem maskierten Deutschland mit Strafandrohung und Strafvollzug. Kinder sollen von ihren Eltern getrennt und abgeholt werden, wenn die sich nicht zuhause an die Coronaregeln halten, 150 Euro Strafe, wenn man keine Maske trägt, wo sie vorgeschrieben ist (zum Vergleich: wieder einkassierte Strafe für Todesraser im Straßenverkehr). Und Jobverlust, wenn man ohne Maske demonstrieren geht. Kleine Kinder, erst mit vom Innenministerium vorgeschlagenen Szenarien und Todesängsten gefügig gemacht, gestehen vor laufender Kamera ihre nun himmelhohen Ängste, schuldhaft die Mutter zu verlieren. Und diese verantwortungsvollen Kinderseelen sollen wir uns zum Vorbild nehmen. Und so weiter und so weiter. Wo sind wir gelandet? Was ist das für ein Land und eine Streitkultur? Wer das Maul weiter aufmacht, soll dadurch nicht beatmet werden, wenn es ihn mal trifft, hört man unwidersprochen im TV.
Wer dagegen aufsteht und auf die Straße geht, wird öffentlich-rechtlich niedergebrüllt. Sogar der Chef unseres Geheimdienstes, BND, kann die Süddeutsche Zeitung nicht zu einer differenzierteren Sicht der Dinge bewegen. Sie nimmt seine Lehre nicht an. Pöbeln als Journalismus! Tief unter dem Niveau vom üblichen „alternativlos“, also dumm, schädlich für den Volkskörper. Das macht mir mehr Sorge als Corona. Aber wie das Virus überall die Schwächen unserer Systeme, Gesundheit, Soziales, Arbeitswelt und Wirtschaft offenlegt, sogar Kirche und Theologie ziemlich nackt dastehen lässt, so deckt sie auch die Mängel der Presse auf. Wie verwoben sie mit der Exekutive, der Macht an Havel und Spree und Isar und Rhein sind.
Meinungsfreiheit ist eben nichts, was von sich aus zur menschlichen Natur gehört. Unter der dünnen Kruste der Zivilisation schwillt das aufgescheuchte Blut in den Adern der Mehrheit. Meinungsfreiheit musste man erkämpfen und als Menschenrecht und Minderheitenrecht festschreiben. Wenn man da lockerlässt, übernimmt die Straße wieder die Macht. Und die Straße von heute ist bis in unsere Medienanstalten vorgerückt. Wie zu DDR-Zeiten bekommt man Nachricht für Nachricht sein Gehirn für ca. 18 Euro pro Monat gewaschen.