23.02.2020 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, La Palma

Es wird ernst. Mitten in der Nacht. Nach regenlosen Monaten reißt der heiße Saharawind mit seinem Schmirgelsand und über Hundert Stundenkilometern schnell die Blätter und Früchte von den Bäumen. Drückt trächtige Bananenstauden platt. Grüne Avokados kullern über die Straßen. Bananenschutzmauern aus schweren Schwemmsteinen stürzen ein, Autos werden darunter begraben. Ganze Bäume liegen auf der Straße. Und ich laufe nachts durch den Garten, um nach meinen Schützlingen zu schauen. Was sind das für Zeichen? Ich habe immer etwas arrogant milde gelächelt, wenn man mir mit Endzeit kam, in der wir leben sollen. Oder noch schlimmer, dass das Kommen Jesu unmittelbar bevorstehe. Ausgerechnet zu meinen Lebzeiten. Dabei bleib ich auch. Aber es wird sich etwas gewaltig ändern in der Welt. Die Erde schlägt zurück. Mit den gleichen Waffen, mit denen wir sie bekämpft haben. Wir haben sie erpresst, erdrosselt und geplündert. Und genau damit schlägt uns Mutter Erde. Meine Frau und ich lesen wieder E. F. Schumacher: Small is beautiful. Ein Buch aus den siebziger Jahren. Er war ein Prophet. Holt euch das Buch!