22.02.2020 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, La Palma

Oh mein Gott! Hanau. Als vor Jahrzehnten einer in einer schottischen Schule Amok lief und über zwanzig Kinder erschoss, sagte der Pfarrer dort, dass es der Teufel sei. Wenn etwas alles übersteigt, dann kommen einem solche Gedanken. Aber sie sind nicht nüchtern. Soweit ich das sehen kann, sind die krankhaften oder auch faschistischen Versuche eines Menschen oder einer Gruppe, die Führung eines Volkes oder einer Gemeinschaft selbst in die Hand zu nehmen, dem Eindruck zu verdanken, dass nirgendwo anders und erst recht nicht da, wo geführt werden müsste, geführt wird. Da ist leider was dran. Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
Das ist im Angesicht der vielen Ermordeten nicht die Sprache und erst recht nicht die Zeit, so etwas zu schreiben. Aber in ein Tagebuch gehört es, weil jeder im Land sich später die Frage stellt, wie so etwas passieren kann. Jeder geistig Erkrankte hat eine Wahrnehmung von seiner Wirklichkeit. Und die wird gefüttert von dem politischen Umfeld. Und das ist voll von Fremdenhass und Feindlichkeit und Planlosigkeit im Politischen. Eltern haften für ihre Kinder. Und politische Parteien für ihre Sympathisanten. Wir könnten doch sagen: In fünf Jahren haben wir die Armut in unserem Land mit den Tafeln besiegt oder in drei Jahren gibt es keine weggeworfenen Lebensmittel mehr, oder oder oder... Nichts! Und da wird aus dem kranken Wahn Berufung!