04.01.2020 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, La Palma

Während Trump einen iranischen General töten lässt und die Welt den Atem anhält, träume ich von der Permakultur. Bin aufgewacht und weiß nicht mehr warum. Aber eines weiß ich. Wenn Andrea und ich anfangen, mit dem neuen Verhältnis zur Natur, dann müssen wir bei unserer eignen Scheiße anfangen. Wir Menschen sind ja im Grunde dann keine Sünder mehr, wenn wir unsere Scheiße als kostbar anzusehen lernen. Wir sind keine Fehlleistung der Natur. Ausschussware per se. Das scheint mir in dieser Morgenfrühe die ganze Krux des Christentums zu sein, dass wir uns nicht um unsere Sünde gekümmert haben. Wir haben nicht gesehen, dass das auch Salz der Erde ist, ein Schatz ist, der uns einreiht in die Natur, mit der wir erst dann in Austausch leben, wenn wir ihr das zurückgeben, was wir von ihr haben: Lebensenergie. Stattdessen sind wir all die Jahrhunderte nur nach vorne gestürmt zu neuen Ufern. Und es waren nur neue Kontinente der Ausbeutung von Mutter Erde, der wir uns überlegen fühlten. Wir sind eine Ausbeuter- und Piratengesellschaft, die alle Rechnungen, die wir machen, immer ohne Mutter Erde machen. Deren Ausbeutung kommt auf keiner Rechnung vor. Die wurde nie kalkuliert. Nur jetzt, in diesen Klimajahren wird sie mit Macht für alle Welt gestellt. Das Maß der Ausbeutung und der Plünderung ist voll. Jürgen Fliege ist ein Plünderer! In anderen Zusammenhängen ist das ein Kriegsverbrechen. In unserer Kultur ist es die Voraussetzung für den sogenannten Erfolg. Was soll ich tun? Ich werde ein Trockenklo im Garten bauen. Ich werde der Erde zurückgeben, was ich von ihr habe. Ich werde weniger Wasser brauchen. Ich werde meinen Kompost selber machen. Ich will zurück in den ,circle of life‘.