01.11.2019 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Feldafing

Bayern feiert mit großen Prozessionen und ich sitze in der S-Bahn zum Flughafen. Mein letzter innerdeutscher Flug mit Flugscham nach Berlin, um über die Zukunft der Stiftung zu beraten. Das nächste Mal geht’s mit dem Zug. In Berlin mit dem Taxi ins Hotel. Beim Bezahlen muss ich vorne notgedrungen mit dem Fahrer reden. Da stutzt der, er erkennt meine Stimme. Und ich staune. Meine Stimme hat der Mann 15 Jahre nicht gehört! Hallo! Mein Gesicht hat sich hoffentlich geändert. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber unsere Ohren und unsere Stimme erreichen nie geglaubte Tiefen. Wir leben von Berufungen. Das ist wahr! Wir sind in Stimmung oder verstimmt. ch schlafe in einem Hotel, dass ich seit gut 40 Jahren aus Gemeindepfarrerzeiten kenne. Zu DDR-Zeiten gab‘s hier immer und immer und immer: Rotkohl und Sättigungsbeilage (spricht: etwas wässrige Kartoffeln) und ein wässriger Schweinebratenverschnitt und bei mir im Ledergürtel eingelegte Infos aus dem Westen für die DDR-Kirchen.