20.09.2019 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, München

Im Büro stapeln sich nun die Anträge an die Stiftung. In den nächsten Wochen müssen wir entscheiden, wer alles in diesem Jahr die 100.000 Euro für seine Arbeit erhält. Es wird langsam eng. Thank God it‘s Friday! Ich bin einer von ein paar Millionen, die heute auf die Straße gehen. Ein Ruck, wie der alte Bundespräsident Roman Herzog forderte, soll durch Deutschland gehen. In Berlin aber hat man nichts kapiert. Da treten verschlafene Politiker vor die Mikros, die uns ihre Untätigkeit als Möglichkeit verkaufen. Auch ein Präsident Steinmeier rockt und ruckt nicht. Die Blockaden der Kinder werden wahrscheinlicher. Ich kann zwar die zeternden Kinderchen mit den Mikrophonen schwer ertragen, wiewohl sie recht haben wie quengelnde Kinder, die gleich nach Reiseantritt schon am Ziel sein wollen. Gehe aber mit. Mich trägt ein anderer Geist in aller Ungeduld. Der Kapitalismus ist nun genau an der Grenze angekommen, auf die der gute alte Karl Marx immer hinwies. Er war der erste Wissenschaftler, der wusste, wo es endet. Aber es gibt nicht nur die Wissenschaft. Es gibt auch Spiritualität, die nicht daran vorbeisehen kann, dass in jeder Krise auch Heil zu suchen und zu finden ist. Nur eine allgemeine Krise der ganzen Welt wird helfen, die Konflikte zwischen uns Menschengruppen zu relativieren. Und Greta ist ihre Prophetin.