15.07.2019 Tagebucheintrag

Prien am Chiemsee

Krankenbesuch in den Kliniken. Die Fahrt geht an einem ehemaligen Wirkungsort vorbei: Julius Hackethals Krebskliniken, wo ich dann und wann den psychoonkologischen Teil seiner Arbeit erledigte. Das ist nun 25 Jahre her! Ist die Medizin heute weiter? Das kann ich nicht erkennen. Ich frage nach dem Essen und höre nicht, dass Fleisch und Milch tabu sind. Wissen das die Ärzte nicht oder kommt dann kein zahlender Patient mehr, wenn Rauchen und Käse verboten sind? Als wir uns dem seelischen Teil der Hautkrebserkrankung nähern, kommt der oft gewalttätige Vater in den Blick, der einen als Kind grün und blau schlug. Und so ähnlich sehen die Armen heute aus. Wieviel Jahre hat man sich eingeredet, es hätte einem nicht geschadet? Jetzt, mit wohl gut über siebzig Jahren, nähert man sich der Begegnung mit dem verstorbenen Vater auf der seelischen Ebene. Es wird Zeit, sich ihm zu stellen. Sich abends auf den Boden legen und lauschen: Vater, hier bin ich! 
Ruhig genug ist es hier.