06.07.2019 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, München

Ich spüre, dass es für einen Vater mit den Jahren immer mehr zum Highlight wird, wenn die Kinder einen besuchen kommen. Woher kommt dieses Glücksgefühl. Gleich kommt die Tochter für ein paar Tage zu Besuch und ich steh am Flughafen und habe ein paar Minuten Zeit darüber nachzufühlen. Es ist wohl ein Stück gelungenes, geglücktes Leben, auf das man zurückschaut und sieht, dass man das Beste am Leben, nämlich das Leben selbst, weitergegeben hat. Dass das so viel Glück freisetzt! Dabei kommt es gar nicht darauf an, was das für ein Kind ist, sondern dass es mein Kind ist. Genauso wenig wie der Blick auf die Eltern nur dann kritisch wird, wenn man schaut, was sie einem für ein Leben geschenkt haben, und nicht, dass sie einem das Leben geschenkt haben. Diese Einsichten verdanke ich Bert Hellinger, dem ich immer in Liebe verbunden bleibe. Ich lese gerade mit großem Gewinn seine Lebenserinnerungen. Ach, hätten wir doch mehr so große Priester, die, vor die Wahl gestellt zu entscheiden, wem sie dienen wollen – einer Institution oder dem Menschen – nicht eine Sekunde zögern.