09.12.2017 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Starnberg

Verrückt! Vor ein paar Wochen rief der Concierge eines Hotels an, ob ich zum achtzigsten Geburtstag eines Gastes im Dezember eine Rede halten könnte. Ich würde doch auch einspringen, wenn mal bei Brautpaaren kein Pfarrer für die Trauung aufzutreiben wäre. Und diesmal sei die Braut halt 80 und der Ehemann leider verstorben. Da konnte ich wieder einmal nicht Nein sagen. Aber statt über all die vielen meist wirtschaftlichen Erfolge dieser Frau zu reden, habe ich mich getraut nur über die Liebe zu reden. Wie unreif muss denn ein Mensch sein, dem man zum Ende des Lebens seine wirtschaftlichen Erfolge als Hosianna vor die Füße dekoriert? Feedback: Die Frauen waren begeistert, die Männer in der Runde weniger. Die gestehen erst auf dem Totenbett, dass sie zu wenig geliebt haben.