Jürgen Fliege, Stuttgart
Mit unserem Hund am Abend in Stuttgart gelandet. Sieben Mal irgendwelchen fremden Leuten erklärt, dass unser Hund weder Drogen gegen den Reisestress bekommt noch sonst was. Die alte Hündin weiß einfach Bescheid. Sie fliegt nicht zum ersten Mal und geht mit „Resilienz“ (in etwa: sich in Unabänderliches gut rein schicken), dem neuen deutschen Zauberwort, in ihre Box. Unser Hund weiß also mehr als die klugen Spiegelleser. Die müssen erst jetzt lernen, was die Religionen aller Zeit ihren Anhängern als Erstes beizubringen suchten: „Herr, lehre mich etwas zu ändern, wo ich etwas ändern kann, lehre mich zu dulden, was ich nicht ändern kann, und lehre mich das eine vom anderen zu unterscheiden. Aus dem Schwäbischen. Die können zwar bis heute kein Hochdeutsch, aber haben Gottvertrauen.
In der Nacht schaue ich in der ZDF Mediathek wie der ehemalige Bürgermeister von Hamburg, von Dohnanyi, und der Chefredakteur der „Zeit“, di Lorenzo, ein Loblied auf ihre Mütter im NS-Widerstand singen und weinend gestehen, dass sie als Kinder immer in der Schuld ihrer Mütter stehen werden. Schuldgefühl ist eben ein ganz besonders enges Band, das einige gerne mit Liebe verwechseln. Davon lebt auch Mutter Kirche. Nur, wollen das unsere leiblichen Mütter? Will das der liebe Gott, der in derselben Herzenskammer wohnt wie unsere Eltern? Eher nein! Sie habe uns das Leben „geschenkt“! Und wir müssen es nicht abstotternd ein Leben lang bezahlen. Die Mütter freuen sich aber, wenn wir ihr Geschenk annehmen und das geschenkte Leben leben, so gut wie wir es können. Das ist ein weniger enges Band der Liebe. Jesus lehrt das so. Die Kirche im Großen und Ganzen nicht. Schade! Dabei wäre das so wichtig und wirklich befreiend.
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