Jürgen Fliege, La Palma
Manchmal ist der liebe Gott wirklich kitschig unterwegs. Pfingsten, wo alle etwas berauscht sind, ist wohl eines seiner Lieblingsdaten dafür.
Wir sitzen also am Pfingstsonntag am späten Abend in kleiner Feierrunde, der Konsum von Rauschmitteln ist in der christlichen Religion substantiell, und heben noch einmal das Glas auf die bunte Runde, die sich an diesem Abend zusammengefunden hat und sich erst kennenlernen musste. Und dann gibt es immer wieder die Nachfrage bei dem Pastor in der Runde, wie das denn ist mit der merkwürdigen Religion, die den Aufgeklärten von Gestern erscheint. Es ist allen gesagt, dass Jesus nicht in dem Sinne Gottes Sohn gewesen ist, wie man sich das als Kind so vorstellt hat, und auch seine DNA, also die von Gottvater, wird an der Dornenkrone des Sohnes in der abgebrannten Pariser Kirche nicht zu finden sein. Religionen entstehen aus einzelnen Weisheitssätzen weltweit. Und und und ...! Da fliegt auf einmal durch den Feuerschein der Tischkerzen eine wilde Taube über uns, lässt sich auf einer freien Stuhllehne nieder und schaut und hört zu. Tauben in der Nacht? Gibt‘s nicht! Gibt’s doch! Pfingsten, wie in der Apostelgeschichte des Lukas beschrieben, gibt’s nicht. Gibt’s doch! – Wir staunen und lauschen und zwinkern verschämt zur Taube hin.
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