Jürgen Fliege, Köln
Eine kleine Reise steht an. Möglichst klimaneutral à la Greta von Schweden. Also wieder mit dem Zug und Öko-Strom nach Köln, Münster und dann Holland. Etappenziel Köln mit selbstgeschmierten veganen Broten. Wie in alter Zeit. Aber das ist es ja, an das wir uns erinnern müssen, dass es früher auch gut war. Nicht Wachstum, sondern Zufriedenheit und weniger werden statt immer mehr. Das ist für einen älteren, weniger werdenden Herrn sicher leichter als für seine wachsenden Kinder. Es erinnert mich an meinen Vater, Chef einer metallverarbeitenden Firma mit 800 Leuten, der sein Frühstücksbrotpapier auf Kante gefaltet einmal im Monat wieder zuhause ablud zur erneuten Verwendung. Auf einmal ist er mein Vorbild. Einmal mehr. In der kleinen Stadt hatte er den Spitznamen: Das Lineal. Das bin ich nicht. Meine erdverbundene runde Mutter hat ihren immer abrundenden Teil in mir hinterlassen. Im Zug gesteht eine jüngere Mitreisende, die mich noch erkennt, dass sie auch wegen mir, (katholische) Theologie studiert hat. Freude und Genervtsein wechseln sich in meiner Seele ab. Pokerface. Der Geburtstag meiner Tochter steht an. Und abends ein kleines Essen mit alten an Spiritualität interessierten Freunden in Köln. Der Wein lockert meine Zunge und ich rede zu viel. Ich bin wohl wie ein altes Weinfass, das, über Jahre still gelagert, beim ersten Anstich droht leer zu laufen. Am Nachmittag im Beisein der Töchter passiert sowas nicht. Da holten wir eher die gewohnte Pubertät nach, in der die Eltern ja per Definition peinlich werden, wenn sie reden. Abends dann der Überfluss.
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