Jürgen Fliege, Feldafing
Das Büro macht Ferien. Und ich öffne in dieser Zeit keine Post. Vier Wochen lang. Ein Sabbat-Monat. Wahrscheinlich wird es ein Monat für die Familie.
Ist heute nun der kalendarische oder der meteorologische Herbstanfang? Ich komme da immer durcheinander. Wenn im September die Blätter langsam gelb und welk werden, muss man nicht unbedingt ins Pflanzenschutzgeschäft einrücken und sich nach Mitteln gegen Pilzbefall umschauen. Ein Blick in den Kalender hätte es auch getan. Die Kräfte, die unser Leben formen, und uns nimmt man nicht immer so bewusst wahr, wenn sie und wie sie wirken. Es kommt uns als Störung daher und ist doch nur ein Werden und Vergehen. Und dann kommt es eben vor, dass man zur falschen Zeit ins falsche Geschäft rennt und die falschen Schlüsse zieht und die falschen Mittel anwendet.
Meine Frau schaut deswegen gerne in ihren astrologischen Akten nach, wenn irgendwo ein Blatt schief an unserem oder anderer Leute Bäume hängt. Und dann sitzt sie da und schaut in alte Logarithmentafeln und findet normalerweise, was sie sucht. Einen ersten September quasi. Dass also von weit, weit her eine neue Zeit, ein Abschnitt, eine Zäsur angesagt ist. Und ich stimme meist zu. Gerade studiert sie wieder. Das ist für so einen sturen Protestanten wie mich ein weiter Weg gewesen, zu erkennen, dass hinter allem Gedudele vom freien Willen des Menschen eine oft uneinsehbare Ordnung nicht nur die Planeten und Atome bewegt und regiert, sondern alles. Und wenn wir uns im Spiegel dieser Ordnungen ansehen, nimmt die Energie ab, mit der wir uns gegenseitig manchmal das Leben erschweren. Wir stimmen zu. Sehen auf einmal eine Aufgabe. Und Zustimmung ist und bleibt das Zauberwort.
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