Jürgen Fliege, Feldafing
Allerheiligen. Seltsam. Mich zieht in diesen Tagen nicht viel zum Friedhof. Sind meine Toten, mein ganz persönlicher Friedhof, mir aus dem Blick gekommen? Dagegen geht mir der Reformationsgottesdienst von gestern nicht aus dem Sinn. Die Frauen mit ihren Themen haben die Evangelische Kirche erobert. Das kann ja ganz gut sein. Dass sie aber nichts von den Männerstrukturen weggeworfen haben, ist von Übel. Die Hoffnung war ja, dass Erotik und Sexualität endlich auf die Tagesordnung kirchlichen Lebens kommen könnten. Statt dessen wird immer noch nicht erzählt, dass Luther seinen Förderer, den Hessischen Landesherrn, durch Erpressung zum Lügen zwang, weil der sich in eine weitere Frau verliebt hatte und weder ein noch aus wusste. Sexualität und Spiritualität! Das wäre das Thema, was nach 500 Jahren Reformation wirklich dran wäre: Liebe machen durch Hingabe! Die Toten sind einverstanden. Denn immer wenn man die Sterbenden fragt, was sie im Leben versäumt haben, dann kommt das Thema hoch: Zu wenig Liebe, zu wenig Liebe gemacht, zu wenig sich lieben lassen innerhalb und außerhalb der gerade dienlichen Konventionen. Das alles wäre einen Feiertag wert!
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