Jürgen Fliege, Niederpöcking
Mit Berlingedanken wache ich auf. Heute vor 55 Jahren bauten sie die Mauer. Ich war damals in London und versuchte, über meine Gasteltern möglichst umfassend darüber informiert zu werden, was denn da in Berlin los war. Und als sie dann 1989 fiel, waren das wieder Augenblicke, die ich nie vergesse. Ich bin wohl mit einer kleinen Faser meines Herzens ein Berliner oder doch eher ein Preuße, der auf Berlin schaut, weil er sich drum kümmern muss. Im Fernsehen gibt es wohl die letzten Dokumentationen über dieses deutsche Kapitel. Aber meine Gedanken brechen ab. Ich muss eine Trauung zelebrieren. Da heiraten zwei und treten mit der Hochzeit wieder in die Kirche ein. Das ist insofern spannend, als die Braut Halbchinesin ist und wie ihr Mann weltweit unterwegs ist. Und so kommen auch Gäste aus aller Welt. Und genau in diesen Zeiten, in denen die Welt zu einem Dorf geworden ist, wird die Frage der Zugehörigkeit dringender als die Frage der Freiheit. Wer heiratet, will zu jemandem gehören und gezählt werden und verzichtet aus guten Gründen auf seine individuelle Freiheit. Beim abschließenden Defilee der Hochzeitsgäste nehmen fast alle Rosenblätter in die Hand, um sie über das Brautpaar segnend zu werfen. Händedruck und Umarmung allein scheinen den heiligen Moment nicht genügend zu repräsentieren. Segen erwartet man von oben.
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