Jürgen Fliege, München
Ich weiß gar nicht, wie ich zwölf Stunden lang stillsitzen soll. Wir fliegen über Frankfurt nach Bangkok und weiter nach Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Der östlichste Punkt auf dem Planeten für mich in meinem Leben. Der ganze alte Leder-Rucksack ist voller Bücher. Ich bin wohl so eine Art Nachzügler mit dem Verreisen. Ich habs da nicht mit. Unsere Kinder waren alle schon viel weiter. Und sie werden uns später abfragen, ob wir auch alles gesehen haben, was es so zu sehen gibt. Dabei interessiere ich mich gar nicht für die weltweit größten Tempelanlagen von Angkor Wat im nördlichen Dschungel von Kambodscha. Als wenn Tempel, für wen und von wem auch immer gebaut, dem Frieden auf der Welt gedient hätten. Sie sind zwar immer auch mit dem Mund zur Ehre irgendeines Gottes gebaut worden. Aber hinter der Gottesmaske war oft genug die Fratze irgendeines großen Egos versteckt, das für sich die Macht im Himmel und auf Erden beanspruchte. Trotzdem: Während Luther in Mitteleuropa auf den Putz haute, dass es später nur so schepperte, blühte hier die Zivilisation. Was predigte mein Freund und Lehrer Präses Peter Beier zur Eröffnung des Berliner Doms vor 25 Jahren: „Die Wahrheit braucht keine Dome!“
Statt veganer Kost gibt es ab jetzt wohl immer Hühnchen mit Reis oder Reis mit Hühnchen und Wasser in Plastikflaschen. Hunderte von sonnenhungrigen oft übergewichtigen deutschen Thailandreisende greifen zu.
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