Jürgen Fliege, La Palma
Ich lese viel in meinem Lutherbuch von Willi Winkler. Heute hat Luther Geburtstag. Wahrscheinlich! Sicher ist da gar nichts. Muss auch nicht sein. Weder seine neurotischen Blitzängste noch Bekenntnissätze in Worms. Und 95 Thesen hat es an der Schlosskirche wohl auch nicht gegeben. Alles im Leben scheint eine Geschichte von einer bestimmten Sicht- und Erzählweise (Neudeutsch: Narrativ) zu sein. Und die entsteht immer unter den Anhängern. Da geht es dem Luther auch nicht anders als dem Jesus und dem Mose und dem lieben Gott selbst. Was da wirklich war, weiß niemand. Geschichten werden von Menschen gesponnen – also auch von mir über mich. Ich verstehe nicht, warum wir 500 Jahre später immer noch eine Weltsicht haben, in denen eine personelle Gottheit mit einem Mädchen ein Kind zeugte, das wir anbeten sollen. Ich versteh nicht, warum wir immer noch einen personifizierten Teufel in unseren Weltbildern leben lassen und und und. Warum nehmen wir nicht Abschied vom Mittelalter? Reicht uns das nicht, dass wir über die Jahrhunderte und Jahrtausende Religionen des Herzens heranwachsen sehen?
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