Die Stiftung Fliege hat sich neu aufgestellt

Kennenlernen von Stiftungsrat und Kuratorium - Foto: Dagmar Rutt
Die Stiftung Fliege hat sich neu aufgestellt. Menschen in Not unterstützt sie auch künftig nicht nur finanziell, sondern spendet dazu Hilfe und Trost. Doch die Art der Mittel-Vergabe ist jetzt anders geregelt. Die Stiftung Fliege hat ein Kuratorium eingerichtet. Das Gremium widmet sich künftig Bedürftigen aus seinem direkten Umfeld. Mitglieder sind ein muslimischer Imam, ein evangelischer, ein katholischer und ein evangelisch-methodistischer Pfarrer. Das Kuratorium ist also breit aufgestellt. Pfarrer Jürgen Fliege will damit Brücken bauen. „Wir sind keine protestantische oder katholische Geschichte, sondern eine Geschichte der Mildtätigkeit.“ Zur konstituierenden Sitzung trafen sich Stiftungrat, Vorstand und Kuratorium im Januar in Niederpöcking. „Wenn man hier auf den Starnberger See schaut, fällt manche Sorge ab“, findet Fliege. So soll es künftig Bedürftigen gehen, wenn sie sich an die Mitglieder des Kuratoriums wenden. Über drei Jahre verteilt bekommen die Mitglieder des Gremiums jeweils insgesamt bis zu 30.000 Euro zur Verfügung gestellt, die sie Menschen in Not zukommen lassen können. Sie dürfen auch an Kolleginnen und Kollegen, die in ihrer täglichen Arbeit auf Notlagen stoßen, Geld weitergeben. Wichtig ist der Stiftung Fliege, dass ihr am Ende ein Nachweis über die zweckmäßige Verwendung des Geldes vorliegt. So soll ein unterstützendes Netzwerk entstehen, das gemeinsam die Sorgen und Nöte von Menschen in der unmittelbaren Umgebung auffängt. Dafür vergibt die Stiftung künftig keine Einzelspenden mehr. Das Kuratorium ist für drei Jahre zusammengetreten. Auf diese Weise bekommen die Mitglieder Zeit, wirklich einen Unterschied in ihren Gemeinden zu machen. „Die ganze Welt redet davon, nachhaltig zu leben, wir müssen auch nachhaltig geben“, meint Fliege. Es ist nicht das erste Mal, dass seine Stiftung ihre Vergabepraxis ändert. Die Stiftung Fliege nahm ihre Arbeit einst auf, nachdem der Fernsehpfarrer Fliege im Anschluss an eine Sendung 200 Schweizer Franken geschickt bekam, um damit Gutes zu bewirken. „Die lagen bei mir auf dem Tisch“, erinnert er sich. Fliege nahm damals Kontakt zu Rupert Graf Strachwitz auf. Dieser half dem Fernsehpfarrer, die Stiftung einzurichten und begleitet sie als Vorsitzender des Stiftungsrates bis heute. „Er gehört zu den Säulen der Stiftung“, so Fliege. Nachdem die Fernsehsendung eingestellt wurde, passte die Stiftung ihr Konzept an. Fortan bekamen nicht mehr die Menschen Unterstützung, deren Schicksal in der Sendung vorgestellt wurde. Jedes Jahr bekamen nun zehn Pfarrer je bis zu 10.000 Euro für ihre Armenarbeit. Es handelte sich um eine sehr konkrete Einzelfallhilfe. Die Pfarrer hörten den Bedürftigen zu, sie kritisierten sie nicht für die Gründe, die sie in Notlage gebracht hatten, sie spendeten Trost und gaben Geld. In 25 Jahren verteilte die Fliege rund zehn Millionen Euro in Deutschland. Geld, dass sie gespendet kam. Doch zuletzt zeigte sich: „Es ist nicht einfach, solche Pfarrer zu finden“, erklärt Fliege. Jetzt suchte die Stiftung nach einem neuen guten Weg, um mit den ihr zur Verfügung stehenden Spenden, Menschen in Not zu helfen. Mit dem Kuratorium hat sie ihn gefunden. „Gott segne Geber und Gaben“, sagte Fliege an dem Abend am Starnberger See. Und damit ist es ihm Ernst. „Wir wollen der Geschichte eine spirituelle Dimension geben.“ Die Kuratoriumsmitglieder haben große Aufgaben vor sich. Nicht nur, dass sie nun drei Jahre lang Bedürftige ausmachen dürfen, denen sie sich annehmen können. Sie haben die Chance, über die drei Jahre hinaus zu wirken. Die gilt es zu nutzen. Und: Sie sollten die Augen offen halten, wer nach dieser Zeit ihren Platz im Kuratorium einnehmen könnte. „Sagen Sie uns, wen Sie kennengelernt haben, der das Banner weitertragen könnte. Ob Mann, ob Frau, welche Konfession ist alles völlig egal“, gab Fliege deutlich zu verstehen. Die Stiftung bekam bereits im Januar zu spüren, dass sie wieder einen richtigen und wichtigen Weg eingeschlagen hat. Sie profitierte nämlich gleich beim ersten Treffen von der Interreligiosität des Kuratoriums. Sie lernte, dass es ungünstig ist, eine Zusammenkunft an einem Freitag einzuberufen. Für Imam und Rabbiner macht es ein Erscheinen schwierig bis unmöglich. „Wir haben dazugelernt“, erklärte Vorständin Johanna Schüller. So soll es sein. Die Mitglieder sollen sich auch künftig austauschen. Sie sollen besprechen, wie sie in ihren Gemeinden Menschen in Bedrängnis emotionalen Beistand leisten, wie sie zuhören, hinsehen und aktiv unterstützen. Das soll sie sensibilisieren und bereichern. Einmal jährlich wird es künftig ein Treffen wie jenes im Januar geben. Der Kreis derer, die der Stiftung Fliege künftig Bedürftige nennen können, ist zwar ab jetzt beschränkt. Dafür soll eine Gemeinschaft entstehen, die sich über die Benennung von Empfängern von Stiftungsmitteln hinaus über einen längeren Zeitraum hinweg begegnet, austauscht und befruchtet. Die Mitglieder des Kuratoriums stellen wir schon bald auf der Internetseite der Stiftung Fliege vor. Auch ihre Arbeit, wird dort zu verfolgen sein. Doch jetzt gibt die Stiftung Fliege dem Kuratorium erstmal etwas Zeit. Die Mitglieder sollen in Ruhe identifizieren, wem sie wie Hoffnung schenken und den Weg aus der Dunkelheit zeigen können.
HypoVereinsbank
IBAN: DE61 7002 0270 5801 8000 00
BIC: HYVEDEMMXXX
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE69 7002 0500 0008 8770 00
BIC: BFSWDE33MUE