Jürgen Fliege, Berlin
Ich warte im kalten Wagen vor dem Haus der Nachhilfelehrerin. Es ist kurz nach 20 Uhr! Mit was man sich noch alles abgeben muss, geht mir durch den Kopf. Ich bin sauer, dass ich warten muss. Aber all das, diese kleinen Portionen von Gift und Galle werden auf einmal gelöscht von den Nachrichten, die Minuten später über die Ticker laufen. Berlin! Weihnachtsmarkt, Breitscheidplatz. Da kenn ich mich aus. Ich bin auch ein Berliner. Ich rufe meine erste Frau in Berlin an, ob alles okay ist. Was ist jetzt zu tun? Im Grunde ist es einfach: Das erste ist der Trost, dass die, die am meisten leiden, nicht verrückt werden. Wer in solcher Situation die Stille stört mit lauten Rufen, wer seiner Meinung nach schuld ist, fährt selber mit einer Art Lastwagen Amok. Da gehören für mich die AfD und Seehofer dazu. Es wird eben ein anderes Fest, eines ganz in schwarz. Eines, wo wir singen, dass die Liebe die Finsternis besiegen wird. Das ist vielleicht kein fröhliches Gefühl aber ein seliges. Und bis dahin geh ich auf die Weihnachtsmärkte auf Teufel komm raus. Nicht weil die kranken Islamisten nicht siegen dürfen, sondern weil ich nicht untergehen will. Da ist mir meine Hose allemal näher als deren Hemd.
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