Jürgen Fliege, Feldafing
Jetzt bin ich für ein paar Tage mit meiner mittlerweile „berühmten“ Stieftochter alleine. Sie hat im TV davon erzählt, wie sie mit ihrer fortschreitenden Muskelerkrankung fertig wird. Sie lässt sich davon nicht mehr schrecken. Sie bereist wie eine Ländersammlerin alle Länder dieser Erde. Solange es nur irgendwie geht. Zumindest alle Kontinente. Jetzt ist Afrika dran. Und vorher kurz ihr Abitur. Sie spürt, dass das alles was mit ihrer Krankheit zu tun hat. Sie ist längst so weise wie ein älterer Mensch. Ihre Zeit ist heilig geworden. Und was die alten Herrschaften erst nach „Kind aus dem Haus“ und Erreichung der Altersgrenze machen, nämlich reisen, das tut sie jetzt. Ich liebe es, mir ihr zu reden. Diese Klarheit! Diese Entschlusskraft! Krankheit, die man annimmt, macht weise und liebevoll. Das hat was Radikales.
Und die ewige Debatte mit den Töchtern, ob die Haare abgeschnitten werden sollen oder nicht? Die biblische Geschichte von Simson und Delila verfängt nicht. Der Verweis auf die versteckte Haarpracht der verschleierten Muslima und ihre behauptete Wirkung auf Männer auch nicht. Ich bin am Ende.
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