01.01.2016 Tagebucheintrag

Port Antonio, Jamaika

Nur diese fünf Tage haben wir gefunden, in denen unsere ganze neue Patchworkfamily Zeit hat, miteinander ein paar Tage weg zu fahren; Mutter, Vater und sechs Kinder! Und getreu der Metzgersfrau, die immer fragt, ob es auch etwas mehr sein dürfte auf der Waage, fahren wir mit unserer zusammengewürfelten Kinderschar in die Karibik. Ich weiß, es ist eine miserable Ökobilanz! Aber weil „Gutmensch“ das Schimpfwort des Jahres geworden ist und Luther schon lehrte, dass man das Ausmaß seiner Sünde weder mehren noch mindern kann (das kann nur der Katholik), sündige ich kräftig. Wir haben uns ein paar Strandhütten ausgesucht. Aber als wir gestern Abend ankamen, erklärte uns der Reiseveranstalter, dass unsere Hütten belegt seien. Hilfe, der liebe Gott spricht wieder Tacheles mit mir! Das neue Jahr fängt also so schlecht an wie das alte aufgehört hat. Und im Herzen geht das alte Kämpfen gleich wieder los. Spirituell bedeutet diese kleine Katastrophe, dass ich lernen muss, das Leben so zu nehmen wie es kommt. Aber machen Sie das mal mit sechs enttäuschten Kindern im Rücken! Ökonomisch finde ich es unverfroren, von einem deutschen Reiseveranstalter, uns nach Jamaika zu locken und uns dort die Zunge rauszustrecken. Wir protestieren und rebellieren und fügen uns dann doch in unser Schicksal. Eine Tochter tröstet mich. Ich habe es nötig.