Marburg
Ich hatte der Künstlerin Bettina Hannsz versprochen ihre Bilderausstellung zum Thema Exodus in der Marburger Lutherkirche zu eröffnen. Das wird von La Palma eine verheerende Ökobilanz werden. Aber versprochen ist versprochen. Es ist Aschermittwoch und die Kirche füllt und füllt sich. Viele Frauen wie immer. Und ich erkenne in den großen Bildern der Künstlerin, wie sie der Kirche ihre fehlende Körperlichkeit zurückgeben will. Auf allen Bildern ein leidender Mensch, leidend in allen Muskelfasern. Kein Wunder! Bettina hat vor vielen Jahren ein Buch über Yoga mit Kindern geschrieben und tanzt. Ich schlafe in einem kirchlichen Seniorenstift, um die Kosten unten zu halten.
Heute wache ich in Pflegebetthöhe auf und besuche mit einem Kaffee gestärkt das Grab meines kürzlich hier in der Nähe verstorbenen Lehrers. Nicht leicht ohne Navi und mit Straßensperren. Will er mich fernhalten? Ich verdanke ihm und dem lieben Gott meine akademische Karriere. Später trennten sich unsere Wege ein bisschen. Aber die Dankbarkeit bleibt. Ich erfahre von seiner Frau, dass er mich während meiner letzten Schuljahre ein bisschen adoptiert hatte. Ja, sie hat Recht! So war das! Ich erzähle seiner Witwe, was ich so in den Jahren aufgelesen und gelernt habe über die Trauer und den Abschied. Sie brät Reibekuchen und kocht aus den Gartenäpfeln einen Kompott. Heimat kommt auf.
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