Irgendwo über Madrid
Das Flugzeug war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Und weil wir unserem Hund so wenig Stress wie möglich machten wollten, sind wir oft die letzten, die sich zum Einchecken einfinden. Da saßen meine Frau und ich auf einmal dreißig Reihen weit entfernt voneinander auf den letzten beiden freien Plätzen. Sollen wir mit anderen Fluggästen zu tauschen versuchen? Ach was! Wir teilen unsere mitgebrachten Brote auf und fliegen auf diese Art getrennt nach Hause. A 41, Platz am Fenster. Neben mir eine, wie sich später rausstellt, Lehrerin aus Österreich und ihr Mann. Über Madrid wird ihr schlecht. Herzbeschwerden! Panik. Sie lässt ihren Mann die Stewardess rufen. Die ruft nach einem Arzt. Und die drängeln sich dann, mindestens drei an Bord, vor unserer Reihe. Ich schau mir das Treiben aus meiner Ecke an und greife einfach seelenruhig nach der Hand der fremden Frau und sage ihr, dass die Ärzte wohl wenig machen können. Sie würden Blutdruck messen und so. Aber ist das Therapie? Therapie wäre, dass wir beide jetzt was machen. Händchen halten und quatschen, die Angst beschreiben und die freie Hand aufs Herz legen. Sie kennt mich nicht. Aber sie vertraut mir. Und so erzählt sie irgendwann, dass sie vor Wochen hier über Madrid in starke Turbulenzen gekommen seien. Und diese Erfahrung holt sie gerade panikartig ein. Kommt hinzu, dass sie dummerweise gegen ihre Erkältung ein Antibiotikum eingenommen hat, dass alle ihre eigenen Abwehrkräfte auf null gesetzt hat. Als wir diese Bausteine zusammengetragen haben, verschwinden die Turbulenzen aus ihrem Körper und aus ihrer Seele. Irgendwann sage ich ihr, dass Trost die beste Medizin ist. Einmal mehr!
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