Der Trost im Mittelpunkt
Draußen auf dem Starnberger See fahren Dampfer mit Partybeleuchtung. In einem Bootshaus am Ufer sitzt Pfarrer Jürgen Fliege gemeinsam mit dem ehrenamtlich tätigen Vorstand seiner Stiftung und einer kleinen Gruppe Geistlicher und Vertreter von Wohlfahrtsverbänden. Sie sind Fürsprecher, Seelsorger und Begleiter der Bedürftigen, die sich in diesem Jahr über Unterstützung durch die Stiftung Fliege freuen durften. Sie lauschen dem Plätschern der Wellen, die sich unter ihnen an den Stützen des Bootshauses brechen, schauen auf das Flackern der brennenden Kerzen vor ihnen und feiern gemeinsam, angeleitet von Pfarrer Jürgen Fliege, eine kleine besinnliche Andacht.
„In der Not ziehen sich Menschen zurück“, sagt Fliege. Heute ziehen sich nicht die Leidenden zurück, sondern ihre Fürsprecher. Durch die Fenster des Bootshauses können sie draußen auf dem See die bunt beleuchteten Dampfer im Dunkeln vorbeifahren sehen. Fliege schaltet Bob Marleys „Redemption Song“ an, sie denken über Erlösung nach, die darin besungen wird, und gedenken der Notleidenden, die sich heuer über eine Förderung freuen durften. Das Leben soll nicht länger an diesen Menschen vorbeiziehen wie die Boote am Bootshaus.
Die Bedürftigen haben von der Stiftung Fliege jeweils 10.000 Euro bekommen, um Druck aus ihrer Situation zu nehmen - und sie haben jeder einen Fürsprecher, der ihnen Trost spenden möchte, das wird an diesem Abend deutlich. Fliege ist überzeugt: „Trost muss man eine viel größere Aufmerksamkeit schenken, als wir das gemeinhin tun.“ Also überreicht er den Fürsprechern je eine Kerze, die sie an ihre jeweiligen Bedürftigen weitergeben sollen. „Die zündet ihr an, wenn es dunkel wird“, sagt er an die Menschen gerichtet, denen die Stiftung helfen will. Die Kerze soll ihnen zeigen, dass jemand an sie denkt, hinter ihnen steht und dass sie nicht alleine sind. In der Not Trost zu spenden, ist für Fliege und die Stiftung das Entscheidende.
Aus diesem Grund hat Jürgen Fliege die Fürsprecher der Begünstigten auch zur Andacht, zu einem guten Abendessen und zum Austausch miteinander an den Starnberger See eingeladen. Er will ihre Arbeit würdigen. Sie arbeiten ganz in seinem Sinne: „Wir geben uns alle Mühe, weil wir wissen, dass der Trost die Basis allen Überlebens darstellt.“ An die Fürsprecher gerichtet sagt Fliege: „Danke, dass Ihr Euch in dem Geist des Trostes und der Treue wiederfindet.“ Im Laufe des Abends bekommen die Fürsprecher Gelegenheit, von ihrer Arbeit zu erzählen. Sie tauschen sich an der festlich gedeckten Tafel beim Abendessen aus, hören zu und diskutieren - auch über grundsätzliches.
Was ist ein Gebet? Braucht es ein Gebet? Hilft ein Gebet? Ist es eine Bitte, ist es etwas kindliches? Dient es der Fokussierung auf wesentliches? Schafft ein Gebet möglicherweise Erleichterung, weil man seine Gedanken, Wünsche und Sorgen formulieren kann, ohne von seinem Gegenüber bewertet zu werden? Schenken Gebete Trost? Jeder am Tisch darf etwas dazu sagen, keiner muss. Wenn sich Pfarrer Jürgen Fliege und der Vorstand der Fliege Stiftung einmal im Jahr mit den Fürsprechern der aktuellen Begünstigten trifft, kann es sein, dass tiefgreifende Fragen besprochen werden, dass der ganze Tisch plötzlich schweigt und fasziniert einem Diskurs zuhört und es plötzlich 11 Uhr abends ist, wenn alle auseinander gehen, um schon bald wieder ihrer Aufgabe nachzugehen: Anderen Menschen Trost zu schenken.
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