16.04.2017 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, La Palma

Ich bin morgens in aller Frühe aufgestanden. Der Sonnenaufgang wird noch Stunden auf sich warten lassen. Stille! Ich versammle in meinem Herzen und meinen Kopf all meine Verstorbenen um mich. Die Eltern, die Großeltern, die Freunde und Freundinnen und den älteren Bruder. Mit ihnen sitze ich da und warte auf den Morgen. Gefastet hab ich nicht. Meine Tochter weit, weit weg schon. Sie erwartet diesen Morgen wohl noch ganz anders. Es gibt eben eine Leere, die eine Fülle darstellt. Und eine Fülle, die leer ist. Und wenn der Morgen kommt, darf ich weiterleben und mich aus dem Totenreich wieder verabschieden. So wie es unser Credo in jedem Gottesdienst beschreibt. „Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten.“ Wer das spüren will, muss zu seinen Toten gehen. Als die Sonne kommt, singe ich mein „Christ ist erstanden! in den tagesschwangeren Himmel des Atlantiks. Abends hat Erdogan die Wahl „gewonnen“. Wie langmütig redet man mit einem Despoten? Bis er zu den Waffen greift? Oder länger? Jesus redete wohl länger mit ihm als ich.