Die Folgen der Flut
Der Pfarrer von St. Lucia in Stolberg sorgt sich um traumatisierte Kinder
In Stolberg wird Pfarrer Hans-Rolf Funken liebevoll der „Pastor von St. Oben, St. Unten und drumherum“ genannt. Eine seiner Kirchen steht oben, die andere unten in der Stadt - weitere sind drumherum. Dass es einen Unterschied machen kann, wo ein Gebäude steht, wurde erst so richtig am 14. Juli vergangenen Jahres deutlich. In dieser Nacht kam die Flut. Der kleine Vichtbach wuchs im Zentrum von Stolberg zu einem reissenden Fluss und verwüstete die komplette Innenstadt.
Die Wohnung des 65-jährigen Pfarrers liegt nahe der höhergelegenen Kirche St. Lucia. „Ich persönlich hatte Glück“, sagt er.
Aber durch Funkens Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt schwammen die Kirchenbänke, das Rathaus der Stadt wurde zerstört, viele Menschen verloren ihr Zuhause. Besonders Stadtteile in denen Familien mit Migrationshintergrund leben, wurden hart getroffen.
In der Folge kamen Menschen aus ganz Deutschland, schaufelten Dreck weg und rissen Mauern ein. Eine Welle der Solidarität erreichte Stolberg und beeindruckte Funken zutiefst. Doch die Folgen der Flut werden nicht so schnell verschwinden. Gemeinsam mit der Leiterin einer Grundschule besuchte er Familien in Problemvierteln. „Das war heftig“, sagt er. Funken fand: „Den Kindern muss man etwas Gutes tun.“
Funken ist ein erfahrener Seelsorger. Seit 30 Jahren ist er in Stolberg, seit 38 Jahren Pfarrer. „Wenn die Kinder schon Zuhause Chaos haben, ist es wichtig, dass sie in der Schule gut aufgehoben sind“, befand er. Also sorgte der gebürtige Aachener dafür, dass Grundschüler wieder einen Fußballplatz bekamen, ihren Schulgarten neu bepflanzen konnten, organisierte eine Lesung, lies die Kinder eine Woche lang Zirkus spielen, und unterstützte ein Team, dass sich langfristig um die Traumaaufarbeitung kümmert.
Seinem Kosenamen hat Hans-Rolf Funken mit seinem Einsatz für die Jüngsten alle Ehre gemacht: Der Seelsorger kümmerte sich um Oben und Unten und ganz besonders um das Drumherum. Die Stiftung Fliege unterstützte sein Wirken mit 10.000 Euro.
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