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28.01.2016 Kinder

Wo Nächstenliebe praktiziert wird

Ein Hilfsprojekt der Kinderkirche Solingen

Kinderkirche

Die Presse ist voll von Berichten über einen „Flüchtlingsstrom“ oder eine „Flüchtlingsflut“, die auf dem Weg zu uns ist. Bei Pastor Wiltzer in Solingen dagegen kommen Menschen an. „Wenn ich diese Begriffe höre, die aus hilfsbedürftigen, verzweifelten Flüchtlingen eine anonyme und bedrohliche Masse machen, dann werde ich traurig. Dadurch stumpft man ab. Menschen, die das lesen, vergessen darüber, dass viele dramatische Schicksale dahinterstehen. Wenn jemand seine Heimat aufgibt, dann tut er das nicht leichtfertig“, so Andreas Wiltzer. In seiner Gemeinde stehen die Türen für Neuankömmlinge weit offen. Gelebtes Christentum ist hier erfahrbar in einem Kinderkirchenprojekt. „Unsere Gottesdienste erleben hier die Menschen verschiedenster Religionen als Gäste. Ich glaube, es ist besser, ein Werteprofil zu leben, statt nur von christlicher Nächstenliebe zu predigen. Wenn wir den Menschen helfen, sie unterstützen, und dass dann mit unserem Christentum begründen, nehmen sie unsere Religion so wahr wie sie eigentlich gedacht ist.“ Vor fünf Jahren wurde die Solinger Kinderkirche gegründet, damals gab es in der Gemeinde an die 700 Flüchtlinge. Obwohl inzwischen bald 3000 hier Zuflucht gefunden haben, stehen die Deutschen hinter ihrem Engagement. Pastor Wiltzer: „Ungeheure Hilfsbereitschaft erlebe ich täglich. Es gibt Wohnungsangebote, die Menschen übernehmen Patenschaften und entdecken dabei immer mehr Facetten bei ‚den Muslimen‘. Sie erleben im direkten Kontakt, dass die Presse oft ein viel zu radikales Bild darstellt. Es gibt überall Schattierungen des Glaubens. Man muss sich mit den Menschen beschäftigen, darf sie nicht in eine Schublade stecken.“ Während das benachbarte Wuppertal schon mit der „Sharia-Polizei“ bundesweit für Schlagzeilen sorgte, funktioniert das Miteinander in Solingen überwiegend gut. „Nach dem schrecklichen Brandanschlag 1993 gibt es hier ein Integrationszentrum. Wir haben kaum Unruhen bei uns in der Gegend“, so Pastor Wiltzer.