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28.11.2022 Projekte

Von guten Mächten wunderbar geborgen

Pfarrerstreffen 2022 in Niederpöcking

VON VICTORIA WEBER

Berge von Not und Leid allein reichen nicht. Damit die Stiftung Fliege hilft, braucht der Notleidende einen Fürsprecher. Er braucht jemand, der sich ein Herz nimmt, bei der Stiftung anklopft und um ihre Hilfe bittet.

Am Freitagabend, 18. November, fanden sich fünf solche Fürsprecher bei Kerzenschein in einem Bootshaus in Pöcking am Starnberger See ein, um mit Jürgen Fliege und seinem Team zusammenzukommen. Sie sollten Wertschätzung erfahren für das Herzblut, dass sie in ihre Arbeit stecken. Sie alle gehen den Meter extra, falls er nötig ist, um Menschen aus Bedrängnis zu helfen. Das wurde deutlich, als Fliege sie an diesem Abend erzählen lies. Gemeinsam feierten sie zum plätschernden Klang der Wellen des Starnberger Sees eine Andacht, anschließend gab es ein Festessen. Den Scheck mit dem sie ihren Schützlingen in der Heimat Gutes tun können, bekamen sie auch überreicht.

Die Fürsprecher sind alle Geistliche unterschiedlicher Religionen oder Mitarbeiter von Einrichtungen wie Diakonie und Caritas - daher lautet die Bezeichnung für diesen Abend das Pfarrerstreffen. Zwei Jahre in Folge hatte das Treffen coronabedingt ausfallen müssen. Heuer war es immer noch kleiner als in den Jahren vor der Pandemie.

Neun Geistliche oder Vertreter kirchlicher Einrichtungen haben in diesem Jahr Geld zugesprochen bekommen. Die fünf, die der Einladung an den Starnberger See folgten, reisten aus Bremen, Schleswig-Holstein, Niederbayern, dem Nordschwarzwald und aus Offenburg an.

Und folgende Frage beschäftigte sie an diesem Abend: War es der Zufall, der ihnen die Einladung nach Pöcking einbrachte? Möglicherweise. Fliege versicherte ihnen aber: Ohne ihren überragenden persönlichen Einsatz hätten sie diese nicht erhalten. Und ohne den Einsatz zahlreicher anderer Menschen auch nicht. Denn ohne jene hätte die Stiftung nicht das Geld, anderen über den Berg zu helfen und jemandem Gutes zu tun, dass wurde an diesem Abend ebenso deutlich. Die Stiftung Fliege verdankt es ihren Spendern, dass sie großzügig agieren kann. Auch heuer wurde die Stiftung wieder in Testamenten bedacht, damit sie weiter wirken kann. Von den Spendern und Verstorbenen, die ihr Vertrauen in die Stiftung und die dort Handelnden legten, war es an diesem Freitagabend nicht weit zu den Begünstigten. Jürgen Fliege und das Team der Stiftung gedachten beiden Gruppen gemeinsam mit den fünf Fürsprechern. Denn mit ihnen schließt sich der Kreis. Sie zündeten eine Kerze an, lauschten dem leisen Wellengang des Starnberger Sees, horchten in sich hinein, beteten und sangen zusammen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“ Es ist dieses Gefühl, das Jürgen Fliege weitergeben will. So machte er auch in diesem Kreis noch einmal deutlich: „Es geht uns nicht nur um das Geld.“ Die Stiftung wolle Geld und Trost spenden. Der Pfarrer ist überzeugt: „Du brauchst jemand der Dich tröstet.“

Wenn die fünf Fürsprecher wieder Zuhause sind, nehmen Sie nicht nur eine Urkunde mit, sondern auch eine Tasche von der Stiftung Fliege für ihre Schützlinge. „Wir wollen außer den strengen Zahlen auch Spiritualität mitgeben“, so Fliege. In der Tasche finden sich ein Handwärmer in Herzform, damit die Menschen gut durch den Winter kommen, ein Buch, dass für jeden Tag einen Spruch bereithält, und eine Kerze. Der Inhalt soll den Notleidenden Wärme, Trost und Geborgenheit spenden.

Die Erinnerungen an die kleine Andacht in dem Bootshaus am Starnberger See, an das festliche Abendessen und an die Erzählungen der anderen, können nur die Fürsprecher mit nach Hause nehmen, die vor Ort waren. An dem Abend in Pöcking bot sich ihnen die einmalige Gelegenheit sich zwanglos mit Gleichgesinnten auszutauschen. „Hattet ihr Eure Beratungsstellen während Corona durchgehend geöffnet? Wie sieht es jetzt aus?“ Aus vorsichtigem Beschnuppern konnten sich tiefe Gespräche entwickeln.