01.05.2019 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, La Palma / Tutzing

Irgendwo rechts hinter der kleinen Kapellentür unter dem Fenster steckt im Beton ein kleines Glasröhrchen mit unserem Trauspruch, den wir uns selber bzw. das Schicksal, geschicktes "Salus" oder der liebe Gott unmittelbar gegeben haben. Am ersten Mai haben meine Frau und ich uns zum ersten Mal gesehen. Das ist für mich mehr als so ein Hochzeitstag, an dem man zum Rathaus marschiert um die Steuerangelegenheit für alle Zukunft günstiger zu gestalten.  Der erste Mai dagegen ist für uns ein Tag der Zustimmung zu „Gottes Führung“. Daran muss ich heut denken, auch wenn ich den lieben langen Tag über im fernen La Palma stecke um nach dem Rechten zu sehen. Guaven-Gelee kochen, die Avocados vom Baum pflücken und was sonst alles die Pflanzen, die wir einmal in unsere Obhut genommen haben, nun von uns erwarten. Pflanzen sind die ältesten Geschwister der Schöpfung. Wo sie einmal stehen, schaffen sie sich ihr eigenes Habitat. Wenn wir sie aber in unsere Obhut nehmen, müssen wir auch für den Wohnraum sorgen. Ich steh ein bisschen mit einem schlechten Gewissen da. Aber wenn es das System „Führung“ gibt, dann gilt das auch für die jammernden Tomaten, die sich nicht ausreichend bewässert fühlen. Kommt, richtet euch auf! Wir sind alle eingesperrt zwischen Notwendigkeit also Schöpfungsordnung und sogenannter Freiheit. Mehr ist nicht.