09.04.2019 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Bagan

Es ist über 40 Grad heiß! Ich fass es immer noch nicht! Während wir im hohen Mittelalter gerade mal Holzhütten bauten, flieg ich jetzt in das zweite Land, das uns kulturell über bald 1000 Jahre voraus war. Als kritische Einstimmung habe ich Dr. Jürgen Todenhöfers neues Buch über den Genozid an den Rohingyas gelesen. Und wo immer ich in diesen Tagen in Myanmar, Birma, Burma auf Gesprächspartner treffe, vom Taxifahrer angefangen bis zu Residenten aus Mitteleuropa, antworten sie immer schulterzuckend gleich. Machen, was? Es ist das Militär, nicht wir. Das verbrennt die Dörfer und es ist ihnen gleich oder sogar recht, wenn Menschen mit verbrennen. Und das alles im Angesicht der tausend Pagoden und Tempel von Bagan. Goldene Dächer, Stupas, zur Ehre der Götter, die nach buddhistischem Glauben natürlich keine sein dürfen. Da helfen sich die Menschen wie wir mit zusätzlich unsterblich zum Himmel aufgefahrenen Hausgeistern. Nirgendwo auf der Welt ist man offenbar so eng, so rational pingelig wie bei den Protestanten, die immer alles ernst nehmen wollen.