02.11.2018 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Heidelberg

Abends sitze ich an der Heiliggeistkirche in einem Gasthaus und wundere mich, wie die Zeit stehengeblieben ist. Da kommen Korpsstudenten in halbvollem Wichs zum Biertrinken. Und ihre Frisuren sehen aus, wie wenn sie eben aus der Komparserie eines Nazifilms kämen. Scheitel, die Seiten kurz, oben lang. Alle gleich. Fängt die eigene uniformierte Überheblichkeit vielleicht zuerst auf dem eigenen Kopf an zu sprießen? Lange Haare, lange Leine! Kurze Haare, kurzer Prozess? Recht und Ordnung auf dem Kopf! Ich sitze provisorisch auf dem Kinderstuhl, der kracht weg. Ich taumle.