16.09.2018 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Feldafing

Ganz früh raus! Der Morgennebel liegt auf dem See und lässt nicht weit schauen. Und ich zieh mich aus und schwimme in den Nebel oder Morgendunst hinein. Von weitem höre ich eine Stimme. Sie kommandiert irgendwas. Kommt näher und näher. Was ist das? Muss ich aufpassen? Da taucht aus dem weißen Nichts ein Ruderachterboot auf, schiebt sich angestrengt durch mein Guckloch und verschwindet wieder. Entrückt? Merkwürdig. Warum beeindruckt mich das so? Ruderten die Männer überhaupt durch das Wasser oder durch die Luft? Traum oder Realität der Erdanziehung? Wann gibt es solche Ereignisse? Nur in Beatles-Songs? Im Grunde genommen habe nur ich diesen Augenblick erlebt und nicht die acht, neun Männer im Boot. So ist das wohl immer: Jeder hat seine Wirklichkeit. Und je mehr er sie als seine zulässt, um so mehr wirkt sie. Ich werde das meinem Prostatakrebspatienten mailen. Der bekommt in diesen Tagen seine erste harte Chemo und ich arbeite daran, dass er das innerlich zulässt und es begrüßt und nicht fürchtet.