07.09.2018 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Tijarafe

Heute Abend wird mitten in der Nacht zwischen die wogende Menge der Gäste von der ganzen Insel der Teufel erscheinen und sie mit Feuer und Lärm in die Hölle holen. Ein Dutzend Krankenwagen sind hoch in das Bergdorf gefahren um diese Nacht einsatzbereit zu sein. Der Teufel selbst, wer sich dafür interessiert, steckt in unserem Fall in einer Art Ritterrüstung mit Teufelsfratzenkopf, bewaffnet mit hunderten von Feuerwerksraketen, mit denen er sich in die wogende Menge wirft. – Ich aber fahre bzw. fliege genau in die umgekehrte Richtung und lande – in der Hölle: Teneriffa Süd Flughafen! Auch hier wogende schwitzende Menschenmengen, durch Parfümpaläste getrieben, damit man ihren Schweiß und Gestank nicht so merkt, denke ich. Gepfercht sowieso, auf die Maschinen wartend. Schreiend, lärmend, mampfend! Es ist furchtbar. Mittendrin, also einer in der Hölle oder Vorhölle, bin ich. Ich sitze auf meinem Sitzring, der mir hilft, meine Steißschmerzen beim Sitzen im Rahmen zu halten. Ein kleines Mädchen schält sich aus der Menge, löst sich von der Hand ihrer Mutter, stellt sich vor mich und fragt, ob ich denn wisse, dass sie im Ballett die Beste sei? Sie macht ein paar winzige Schritte, ein paar Positionen auf engstem Raum und ich stehe auf, versuche mich darin, sie bestmöglich zu imitieren und vergesse den Sitzring für alle Zeiten auf dem Flughafen der Hölle. Ich bin schmerzlos.