01.04.2018 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Feldafing

Gestern Abend noch die Eier gefärbt. Mittlerweile Biofarbe, Zwiebelschalen, rote Beete, Spinat und von unseren La Palma Kaktuspflanzen das tiefrote Läuseblut oder was das ist. Alleine in der Dämmerung aufzustehen und den Toten, meinen Toten, allen Toten meinen Auferstehungshymnus vorzusingen, habe ich heute dann verschlafen. So wie die Jünger Jesu schliefen, wenn er darum bat, wach zu bleiben. Schöne Gesellschaft! So gern ich die Osterchoräle singe und oft nur deshalb eine Kirche aufsuche, heute bleibe ich zuhause. Es ist eine Resignation in mir am Ostertag. Man kann eine Institution, die das schlechte Gewissen (entgegen ihrer Behauptung) zur Grundlage einer chronischen Mitgliedschaft macht nicht reformieren solange ihr Steuergeld in Hülle und Fülle zufliegt. Austreten aber ist für mich keine Alternative. Einmal weil es da und dort immer gute Ansätze gibt, unsere Trosttradition in die nächsten Generationen zu überführen, und dann auch, weil man ja aus seiner konkreten Ortsgemeinde austreten kann und seine Steuern einer ganz anderen tapfer kämpfenden Gemeinde überweisen könnte. In Großstädten ist das schon möglich. Wahrscheinlich ist das der einzige Weg, die Kirche zu erneuern und wirklich Auferstehung zu feiern. Durch das „Wort“ alleine jedenfalls bleibt sie wirkungslos.