21.03.2017 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Feldafing

Mein Buch ist das! Ich habe mich sehr gefreut, dass mein Freund Dr. Rüdiger Dahlke mich dabei mit einem Vorwort unterstützt hat. Hier ist es:

„Ist das nun ein Lehrbuch fürs Beten? In gewisser Weise und wirklich weise. Jürgen Fliege schreibt sicher kein (Ge)Betbuch für evangelische Kirchgänger. Zwar wäre er – aus meiner Sicht – die große Chance dieser Kirche, denn er ist ihr Pfarrer und wohl der einzige, den noch alle in Deutschland kennen. Er kann Brücken schlagen von der Moderne zur Tradition und Traditionen verbinden und solcherart das so sehr fehlende spirituelle Element einbringen - einer der Gründe, warum ich immer gern mit ihm geredet habe, auf Fernseh-Bühnen wie privat. Und er kann reden, schreiben und Fernsehen, und das ist heute so wichtig.
Allerdings er ist nicht nur offen und weise, sondern kritisch, was einem Protestanten eigentlich gut ansteht. Aber die protestantische Kirche mag heute keine Protestanten, die auch mal bei kirchlichen Fehlern im Sinne von Fehlendem protestieren, und sie erkennt sich jedenfalls nicht als ihre – in meinen Augen – letzte Chance. So bleibt Jürgen wohl der verlorene Sohn. Und das konnten ja schon meine protestantischen Religionslehrer nie befriedigend erklären, warum Er ausgerechnet diesem Ausbrecher und Aufrührer, diesem Hallodri, ein Fest ausrichtete und nicht dem braven zuhause (Sitzen)Gebliebenen. Nun hat ja diese Kirche heute nicht mehr viel zu feiern, aber wenn, würde sie sicher lieber für die braven Sitzenbleiber als für die lebendigen verlorenen Söhne Feste ausrichten.
Und sie hat ja inzwischen Millionen verlorene Söhne und Töchter, Vertriebene eigentlich sogar, und für diese scheint mir dieses Buch geschrieben. Und wer hätte da eine bessere Resonanz als Jürgen Fliege?
Das gute vom Schlechten ist, dadurch ist es ein viel umfassenderes, weiter hinaus zielendes Buch geworden. Also für die letzten braven und (un)protestantischen Kirchenchristen ist es wohl nicht(s). Oder wahrscheinlich doch auch sogar für sie, wenn sie zu ihren Wurzeln zurück wollen, statt Worthülsen runter zu leiern und das mit Beten zu verwechseln.
Wer dieses Buch erlebt, hat wahrscheinlich – wie ich - seine eigene Bet-Geschichte. Vielleicht hat er sich beim Vater-unser ertappt – wie ich – wie er dessen Kernsatz „Dein Wille geschehe“ zwar spricht aber dabei denkt, „lieber Gott ich hätte da ein paar Vorschläge, bitte richte das so…“ Also nicht Sein Wille, sondern mein Wille geschehe. Und schon sind wir dem Schattenprinzip aufgesessen, wie es wohl vielen geht, die Beten mit Betteln verwechseln.
Tatsächlich rät Christus uns in dem einzigen formalen Gebet, das er uns in der Bergpredigt hinterlassen hat, wir sollten uns Seinem übergeordneten Willen anvertrauen und zwar wie oben so unten, wie im Himmel so auf Erden, also überall und in allem. Es geht also darum Ja zu sagen zu Seiner Schöpfung und vielleicht noch Danke dafür, dass wir darin sein dürfen. Zustimmung ist also der Schlüssel und Beten der Weg.
Und in diesem Sinne meint dieses Buch „Beten“ und das ist wirklich erst wieder zu lernen wie Meditieren. Dann kann es Trost spenden, und was wäre (heute) wichtiger als Trost zu finden? Insofern ist Beten unbedingt zu lernen und muss – wie hier so schön – gelehrt werden. Das war letztlich schon Christus Anliegen, uns Beten zu lehren, in den Augenblick einzutreten oder besser zu versinken, sich völlig entspannt dem Hier und Jetzt zu ergeben, statt völlig verkrampft im Wenn und Aber zu verharren. Wie die Vögel des Himmels, die nicht säen und nicht ernten und doch leben. Sie leben jetzt, und da gehören wir alle hin, und das lehrt dieses wundervolle Buch. Wunder sind möglich – in jedem Moment.
Also ein Beten ohne Worte, ein Zuhören und (ge)horchen und in die Stille eintauchen. In der Stille hören wir Gottes Stimme am klarsten oder wie Meister Eckhart sinngemäß sagte: Ich sitze auf einem Stein und schweige und horche, was Gott in mir spreche.“ dpa