14.03.2017 Tagebucheintrag

Jürgen Fliege, Starnberg

Große Freude! Im nördlichen Ruhrgebiet, da, wo die Sonne nördlich von Bochum genauso untergeht wie überall, hat eine alte Freundin unserer Stiftungsarbeit hier das Zeitliche gesegnet. Und als ihr Testament geöffnet wird, lagern dort ein paar hunderttausend Euro für die Menschen, an die manchmal niemand denkt und für die meine Stiftung oft der letzte Anker dargestellt, wieder auf die Beine oder in ein neues Ansehen zu kommen. Ich muss also zum Notar um das Erbe im Namen der Stiftung anzunehmen. Das ist uns in Zeiten ohne Zinsen, von denen wir all die Jahre unsere Ausschüttungen und Unterstützungen finanzierten, wie ein warmer Regen. Wir werden auch in diesem Jahr Ende November wieder zwölf Pfarrer einladen, die uns mithelfen, vor Ort Menschen zu begleiten, die Trost und Hilfe brauchen, damit sie wieder auf die Beine kommen. Aber sollen wir mit unserem Geld wirklich bei einer Familie im Norddeutschen helfen, einen üblen Dachschaden zu reparieren? Nie und nimmer! Dafür sind wir nicht da. Aber dann komme ich doch ins Grübeln beim Lesen der eingereichten Unterlagen des zuständigen Pfarramtes. Eltern mit Parkinson und Krebs, zehn Kinder, Aufenthalte im Kindersterbehospiz und zuhause bricht im wahrsten Worte jetzt auch noch das Dach ein, der Schutzmantel aller Schutzmäntel! Ich muss das alles doch noch einmal prüfen. Manchmal sind die so äußeren Dinge doch die Zeichen für verborgene Nöte.